Aicy Eisner: “Ohne Politisierung hätte ich nicht überlebt. Ich musste mich behaupten.”
Bild: Nzitu Mawakha
Aicy Eisner ist Geschäftsführerin einer Sicherheitsfirma. In Zwickau geboren, ging es bereits im Alter von 18 Jahren nach Berlin. Als 22-jährige wurde sie Mutter. Aicy engagiert sich bis heute in der Schwarzen Community. Wir haben mit ihr über Identität, Selbstliebe, Politisierung, Sexualität und die Zukunft gesprochen.
1) Identität
“Ich sehe mich als Bindestrich-Mensch”
Ich hatte das große Glück Audré Lorde kennen zu lernen. Sie hat über Identität, Herkunft und Sichtbarmachung gesprochen. Wie wichtig es ist, dass wir uns als Afro-deutsche verstehen und das dies nur der Anfang sei. Audré hatte so viele Wurzeln, dass sie sich selbst als Bindestrich-Mensch bezeichnete. Sie wollte damit die Kulturen verbinden. Genauso sehe ich mich auch. Ich bin Afro-deutsch, Schwarz, female, Mutter und ich verbinde Kulturen.
2) Selbstliebe
Meine Erkenntnisse waren: Mich so zu nehmen wie frau ist. Sich nicht einem Schönheitsideal (der eh meist WEIß ist) unterzuordnen. Sich nicht ständig in frage zu stellen. Ein positives Mantra ist dabei sehr hilfreich. Wichtig ist, sich nicht aus den Augen zu verlieren, den Augenblick zu genießen und im Hier und Jetzt zu leben.
“Nur wenn man sich selbst liebt, ist man fähig andere zu lieben.”
3) Politisierung
“Ohne Politisierung hätte ich nicht überlebt. Ich musste mich behaupten.”
Eigentlich hatte ich keine andere Wahl. Um mich selbst zu behaupten und zu überleben, musste ich politisch sein. In der ehemaligen DDR wurden wir ab der ersten Klasse zu einer politischen Einstellung verdonnert. Einiges davon finde ich auch sehr gut, aber wie so oft, predigten die da oben Wasser und tranken selbst Wein. Meine Einstellung zu Parteien sind daher sehr zwiegespalten. Trotzalledem bin ich sehr an Politik interessiert.
4) Sexualität
“Das Gute am älterwerden ist, dass man bestimmte Dinge entspannter sieht.”
Für Frauen ist die Menopause Fluch und Segen zugleich und ich weiß nicht, wie das Ganze ablaufen wird, da es bei jeder anders verläuft. Ich lass mich überraschen. Nach dem Motto „Da muss er durch der Lurch, wenn er ein Frosch werden will.“
„Meine Sexualität ist entspannter geworden, mein Körper ist fraulich basta…, damit komme ich jetzt besser klar als früher.“
5) Zukunft
“Die Welt verändert sich ständig und der ´guten alten Zeit` hinterher zu trauern bringt nichts.”
Sicher ist, dass nichts sicher ist. Die Welt ändert sich schneller als man denkt. Das kann man aktuell, aufgrund der Corona Krise, sehr gut erkennen. Dabei sehen wir, wie sich die Menschen mit der veränderten Situation schwer tun, gerade in Europa.
Ich möchte mir meine Neugier erhalten und offen für Neues sein. Der „guten alten Zeit“ hinterher zu trauern bringt nichts. In der Erinnerung werden die Dinge meistens besser, als sie tatsächlich waren.
“Allerdings sollte man nie vergessen, wo man herkommt und welche Fehler oder welche falschen Entscheidungen man selber getroffen hat, bevor man über andere urteilt.”
Ciani
#SupportYourLocalOnlineLifestyleMag
Unterstütze RosaMag bereits mit 2,50!
Wusstest du, dass es drei Magazine über Weihnachtsbäume, zwei über UFOS und ZERO über das Leben, die Gedanken und Perspektiven von Schwarzen Frauen im deutschsprachigen Raum gibt?
Das ist nur eines der vielen Gründe, warum eine digitale Plattform für Schwarze Frauen im Netz essentiell ist.
Bereits mit 2,50 Euro, kannst du unsere Arbeit unterstützen und dazu beitragen, das erste Online-Lifestylemagazin für Schwarze Frauen im deutschsprachigen Raum zu gewährleisten.
Supporte uns jetzt!
Gib deinen Senf dazu!
Du musst angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.