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    Hochspringerin Marie Laurence-Jungfleisch /Foto: PUMA

    Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch bei den Olympischen Spielen in Tokio

    Fotocredit: Puma

    Im Gespräch mit Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch

    Frauen werden im Sport oft zurückgestellt: Sie bekommen für die gleiche Leistung wie Männer meist weniger Geld und vor allem nicht das gleiche Maß an Aufmerksamkeit. Diese Tatsache reicht weit zurück: Bei den ersten olympischen Spielen der Neuzeit im Jahr 1896 war die Teilnahme für Frauen untersagt. Zu dieser Zeit waren Mediziner der Auffassung, dass Sport die sogenannten weiblichen Fortpflanzungsorgane funktionsuntüchtig mache. Diese Denkweisen sind Geschichte, zum Glück, und Frauen aus dem Profisport nicht mehr wegzudenken. Doch Aufmerksamkeit und Wertschätzung für ihre Leistung bekommen Athletinnen noch immer nicht in dem Maße, in dem sie es verdienen.

    In ihrer Reihe: RosaMag x Sportgeflüster widmet sich unsere Redakteurin Amina deshalb Schwarzen Sportler:innen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Diesmal im Porträt: die Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch aus Stuttgart. Wie blickt sie auf die Olympischen Spiele? Wie steht es um die Gleichberechtigung im Sport? Und welchen Einfluss hat der Zyklus auf die Leistungsfähigkeit?

    Tokio 2020: „Es werden andere Spiele“

    Dieses Jahr finden die 32. Olympischen Sommerspiele in Tokio statt. Das Event war eigentlich für 2020 geplant, aufgrund der Corona-Pandemie wurde es verschoben. Für die Athlet:innen war das hart. Trainings- und Wettkampfpläne waren auf einen Start im Sommer 2020 ausgelegt. Es musste viel improvisiert, angepasst und durchgehalten werden. Jetzt dürfen die Athlet:innen endlich antreten, doch der Charakter der Spiele wird ein anderer. Anstatt eines Events, das Menschen zusammenbringt, werden es Geisterspiele.

    Hochspringerin Marie-Laurence Jungfleisch ist eine der 434 Athlet:innen, die bei den Olympischen Spielen in Tokio für Team Deutschland antreten. Es ist ihre zweite Teilnahme bei Olympia, schon 2016 war sie in Rio bei den Olympischen Spielen dabei. „In Tokio zu springen, während keiner hinter dir steht und dich anfeuert dich, das wird uns sehr fehlen. Die Zuschauer sind sehr wichtig für jede:n Athlet:in. Es werden andere Spiele“, sagt die Hochspringerin.

    „Mein Trainer war überglücklich, mein Vater hat geweint“

    Hochsprung ist eine technisch höchst anspruchsvolle Disziplin, die von Beginn an zu den olympischen Disziplinen gehörte – für Frauen ab dem Jahr 1928. Den Weltrekord hält die Bulgarin Stefka Kostadinowa mit einer Höhe von 2,09 Metern. Marie-Laurence Jungfleisch ist seit vielen Jahren eine der erfolgreichsten Hochspringerinnen in Deutschland. Seit 2011 hat sie bei deutschen Meisterschaften im Freien und in der Halle 13 Goldmedaillen geholt.

    Geboren wurde Marie-Laurence in Paris. Mit etwa fünf Jahren zog sie mit ihrer Familie nach Freiburg. Sie ist die Älteste von fünf Geschwistern. Mittlerweile lebt und trainiert Marie-Laurence in Stuttgart. Ihre Familie ist für Marie-Laurence dabei die wichtigste Stütze, ihre persönliche Bestleistung von 2,00 Metern ist sie bei einem Wettkampf in Eberstadt gesprungen. „Das war der schönste Moment meiner Karriere. Mein Trainer war überglücklich, mein Vater hat geweint, was ich beim ihm bisher nur sehr selten gesehen habe. Meine Mutter war da, mein Bruder auch. Er meinte, dass ich nur weil er dabei war, die zwei Meter gesprungen bin“, schwelgt Marie-Laurence in Erinnerung und lacht.

     

    Marie-Laurence Jungfleisch / Foto: PUMA

    „Die Leichtathletik ist (in den Medien) unterrepräsentiert“

    Den Lebensunterhalt allein durch den Sport bestreiten zu können und damit für die Zukunft abgesichert zu sein, ist für Leichtathlet:innen nur selten möglich. Ein Grund dafür ist die fehlende Repräsentation der Sportler:innen. Erst kurz vor Beginn der Olympischen Sommerspiele hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) einen offenen Brief „Für Gleichstellung in der Sportberichterstattung“ veröffentlicht. „Ich war überrascht darüber, dass wirklich zu 90% über Männer berichtet wird und nur zu 10% über Frauen“, sagt Marie-Laurence. „Leichtathletik wird bei den Olympischen Spielen gezeigt oder wenn Welt- oder Europameisterschaften sind. Im Allgemeinen ist die Leichtathletik aber unterrepräsentiert. Dabei könnten wir durch mehr Sichtbarkeit auch mehr Sponsoren akquirieren.“ Und diese Sponsor:innen wiederum würden mehr Geld in die Kassen der Athlet:innen spülen. Es ist ein Teufelskreis, der sich nur durch mehr Aufmerksamkeit für die Sportler:innen durchbrechen lässt.

    „Ich bekomme meine Tage relativ unregelmäßig“

    Zusammen mit ihrem Sponsoren PUMA setzt sich Marie-Laurence für Frauen im Sport ein. Die Kampagne „She Moves Us“ soll Mädchen und Frauen zum Sport bringen und die Gleichberechtigung von Grund auf unterstützen. Ein wichtiges Thema für Athletinnen ist ihr Zyklus. „Ich bekomme meine Tage relativ unregelmäßig, wahrscheinlich aufgrund des Leistungssports und weil ich sehr auf mein Gewicht achten muss. Deshalb weiß ich oft nicht, wann sie kommen, das ist (für die Wettkämpfe) ein bisschen schwierig. Durch die Ernährungsberatung habe ich aber von Mönchspfeffer erfahren. Das war ein Highlight für mich, dadurch kommen sie regelmäßig.“, erzählt Marie-Laurence sehr offen.

    Genau dann, wenn das Finale im Hochsprung in Tokio stattfindet, erwartet die Athletin eigentlich ihre Periode. Welchen Einfluss hat das auf ihre Leistung? „Ich merke das schon, also ich bin dann immer sehr schwach in den Beinen. Ich fühl mich müde. Mein Trainer merkt das teilweise auch, dass irgendetwas los ist.“, erklärt die Hochspringerin. Zum Glück hat sie ein vertrauensvolles Verhältnis zu ihrem Trainer und kann auch offen mit ihm über ihren Zyklus sprechen. Das ist nicht selbstverständlich, viele Athletinnen werden von Männern trainiert. Der Zyklus wird bei der Trainingsplanung aber nur selten mit einbezogen. Marie-Laurence wird diesen Monat auf Mönchspfeffer verzichten, sie will ihre volle Leistung bringen können in Tokio.

    „Es gab sehr wenige Schwarze Frauen, zu denen ich aufsehen konnte“

    Marie-Laurence Jungfleisch ist 30 Jahre alt. Was kommt nach der Karriere als Hochspringerin? Sie ist gut abgesichert, hat eine Ausbildung zur Erzieherin abgeschlossen und studiert aktuell Grundschullehramt. Eines ihrer Fächer ist – na klar – Sport. Und da wird Marie-Laurence dann als das Vorbild vorangehen, das sie selbst als Kind vermisst hat. „Ich habe früh mit dem Sport begonnen, hatte aber keine Vorbilder aus dem Sport. Vielleicht auch, weil es sehr wenige Schwarze Frauen gab, zu denen ich aufsehen konnte. Ich hatte wenig Kontakt zu Schwarzen Menschen“, erinnert sich Marie-Laurence.

    Aber vor allem der Sport war ein wichtiger Bestandteil für Marie-Laurences Identitätsfindung als Schwarze Frau. „In der Leichtathletik habe ich Freunde gefunden, die auch meine Hautfarbe hatten, mit denen ich mich super verstanden habe. Wir haben über Dinge gesprochen, wie zum Beispiel Haare, die ein Thema für uns waren. Ich habe Extensions kennengelernt und wir haben uns über Produkte ausgetauscht und darüber, was uns interessiert. Das hatte ich zuvor gar nicht“, erzählt Marie-Laurence.

    Zielsetzung für die Olympischen Spiele in Tokio

    Am 5. August startet Marie-Laurence in den Olympischen Wettbewerb. Eine bestimmte Höhe, die sie springen will, nennt sie nicht. „Ach, diese Frage liebe ich. Ich kann es wirklich nicht sagen, weil ich jetzt einen neuen Anlauf habe, mit dem ich zugegebenermaßen ein bisschen Probleme hatte. Ich hoffe, dass ich eine Höhe erreiche, mit der ich zufrieden sein werde“, verrät sie. Aber auch ohne eine konkrete Höhe zu nennen, das Ziel ist klar – Marie-Laurence will es bis ins Finale am 7. August schaffen. Die Rosellas drücken ihr dafür die Daumen!

     

    Das komplette Interview mit Marie-Laurence Jungfleisch könnt ihr auch als Podcast hören. Die Folge „Sportgeflüster“ mit Marie-Laurence ist bei Spotify, Apple Podcasts, Deezer, Podigee und überall sonst, wo es Podcasts gibt, zu finden. Du willst noch weitere spannende Porträts über Schwarze Sportlerinnen lesen? Hier geht es zu den Texten über Basketballspielerin Satou Sabally, Jamskaterin Oumi Janta, 400m-Hürden-Läuferin Djamila Böhm und Fußballerin Eunice Beckmann.

    Amina Ndao

    Amina

    Amina Ndao liebt Dokumentationen und Geschichten, die das Leben schreibt. Als Sportjournalistin tingelte die Nürnbergerin schon durch die Fußballstadien Europas, um bewaffnet mit einem Mikrofon die Stimmen des Spiels einzufangen. Sie brennt dafür, Kommunikation zu gestalten und studiert aktuell im Master PR und Unternehmenskommunikation. Dem Sportjournalismus bleibt Amina weiterhin treu: Seit Februar 2021 ist sie als Moderatorin fest im Team bei Sky Sport News. Außerdem hat sie ihren eigenen Interview-Podcast namens “Sportgeflüster”. Dieser widmet sich den Gesichtern und Geschichten des Sports. Für RosaMag porträtiert Amina Schwarze Athletinnen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz: Sie lässt die Herzen der Sportlerinnen sprechen, gibt Einblicke in ihre persönliche Motivation und inspiriert Lesende dazu, neue Sportarten auszuprobieren.

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