Wie Pflegeprodukte die Gesundheit von Schwarzen Frauen gefährdet
Afropflegeprodukte sind ein Luxusgut. Einen guten Conditioner unter 25 Euro zu finden, ähnelt dem Fund des Heiligen Grals. Dann folgen noch Shampoo, für die tägliche Pflege und Styling, Öle, Lotionen, Polish – Afroamerikanerinnen bezahlen das neunfache mehr für Make-up, Haar- und Beauty-Produkte, als alle anderen weiblichen demografischen Gruppen zusammen. Mehr als 1.177 US-Produkte, die wir auch hier nach Deutschland importieren, da es keine Angebote auf dem heimischen Markt für Afrodeutsche gibt, weisen eine hohe Belastung von Chemikalien auf – dabei geht es nicht nur um den Relaxer, die chemische Glättung, darunter fallen auch Anwendungen, wie Hot Oil Treatments, Anti-Frizz Hair Polish, Leave-In Conditioner, Root Stimulators, Haarlotionen und natürlich auch der Relaxer. Was schmieren wir – afrodeutschen Frauen – uns täglich in die Haare und welche Folgen haben die Inhaltsstoffe auf unseren Körper?
Afropflegeprodukte sind nicht nur teuer, sie sind teilweise gefährlich
Frauen mit Locken fühlen sich häufiger unattraktiv. Bei der “Good-Hair”-Studie vom Perception Institut wurden insgesamt 4.163 Teilnehmer und Teilnehmerinnen eine Reihe von Bildern gezeigt. Die Befragten sollten den unterschiedlichen Frisuren wie Braids, Locs und Afrohaartypen positive oder negative Wörter zuordnen.
“Die Studie ergab, dass die Mehrheit der Teilnehmer und Teilnehmerinnen, unabhängig von ihrem ethnischen Background, Vorurteile gegenüber Afrohaare haben.”
In so eine Welt hineinzuwachsen führt dazu, dass afrodeutsche Frauen viel Geld in die tägliche Haarpflegeprodukte investieren und manche sogar auf einen Relaxer, eine chemische Glättung zurückgreifen – der lebensbedrohliche Beschwerden, wie Fortpflanzungsstörungen, Herzerkrankungen, verschiedene Formen von Krebs, eine früher eintretende Pubertät hervorrufen kann und Myome sowie psychische Erkrankungen verursachen.
Die Natural Hair Bewegung hilft bedingt
Seit 2000 boomt aufgrund der Natural Hair Bewegung der Black Beauty Markt – es entstehen ganz neue Knospen und ein eigener Natural Empowerment Wirtschaftszweig entsteht. Vermeintlich natürliche Produkte für die tägliche Pflege sind die neuen Big Saler in dem neuen Spiel, um die wohl kaufkräftigste Zielgruppe der gesamten Schönheitsindustrie – Schwarze Frauen – zu erreichen. 2016 hat die Environmental Working Group mehr als 1.177 Produkte in den USA getestet, die für schwarze Frauen hergestellt wurden,
um die Toxizität von den Inhaltsstoffen zu prüfen. Die Ergebnisse zeigten, dass Schwarze Frauen, die innerhalb der ihnen angebotenen Produkte einkaufen, einer hohen Belastung an Chemikalien ausgesetzt sind und Substanzen, die die körpereigenen Hormone beeinflussen – zum Beispiel haben Schwarze Frauen im jüngeren Alter eine höhere Pubertätsrate und häufiger hormonbedingte Probleme wie Frühgeburten, Uterusmyome und Unfruchtbarkeit als andere Frauengruppen. Die Brustkrebsrate und Gebärmutterschleimhautkrebserkrankungen steigen bei schwarzen Frauen ebenfalls stetig an.
Welche Substanzen sind denn wirklich schädlich für afrodeutsche Frauen?
Lasst uns Tacheles reden: Was ist es denn genau, das gefährlich für afrodeutsche Frauen ist?
Parabene
Die Analyse ergab häufig Parabene, eine Gruppe häufig verwendeter Konservierungsmittel, die mit Hormonstörungen in Verbindung gebracht wurden. In der Untersuchung vom Environmental Working Group wurden sechs Arten von Parabenen gefunden:
- Methylparaben
- Ethylparaben
- Propylparaben
- Butylparaben
- Isopropylparaben
- Isobutylparaben
Butyl-, Isobutyl-, Propyl- und Isopropylparaben, die als langkettige Parabene bekannt sind, sind stärker mit Hormonstörungen verbunden, als die kurzkettigen Methyl- und Ethylparabene. Die Exposition gegenüber diesen Chemikalien wurde mit einer verminderten Fruchtbarkeit, verringerten Schilddrüsenhormonspiegel und anderen reproduktiven Problemen in Verbindung gebracht.
In welchen Produkten, sind Parabene enthalten?
Concealer und Grundierungen enthielten am häufigsten das langkettige Propylparaben und Butylparaben. Fast drei viertel der bewerteten Concealer enthielten Propylparaben und mehr als ein Viertel enthielten Butylparaben. Von den 54 untersuchten Stiftungen enthielt fast die Hälfte Propylparaben und mehr als 40 Prozent Butylparaben.
Retinylpalmitat
Die Analyse ergab, dass Retinylpalmitat in über 60 Prozent der Concealer und über 30 Prozent der Foundation enthalten sind. Regierungstests zeigen, dass dieser Antioxidansbestandteil das Wachstum von Hauttumoren und -läsionen auf sonnenexponierter Haut ankurbeln kann. Fast zwei Drittel der Concealer und mehr als 30 Prozent der an schwarze Frauen vermarkteten Grundierungen enthielten Retinylpalmitat. Neun von 16 ausgewerteten Lippenstiften enthielten Retinylpalmitat.
“Formaldehyd freisetzende Konservierungsmittel”
Formaldehyd
Die freisetzenden Konservierungsmittel sind Inhaltsstoffe, mit denen Kosmetika konserviert werden sollen, indem im Laufe der Zeit geringe Mengen Formaldehyd freigesetzt werden. Die Konzentration an freigesetztem Formaldehyd mag gering sein, es ist jedoch ein starker Hautsensibilisator und Allergen. Sowohl das Nationale Toxikologie-Programm der USA als auch die Weltgesundheitsorganisation haben Formaldehyd beim Einatmen als krebserregend eingestuft. Die häufigsten Formaldehyd-Freisetzer waren DMDM-Hydantoin, Diazolidinylharnstoff und Imidazolidinylharnstoff.
Methylisothiazolinon
Die Untersuchung vom Researchcenter haben auch Methylisothiazolinon in 118 Produkten gefunden. Die Verwendung dieses Konservierungsmittels hat im Laufe der Jahre zugenommen, aber es ist ein weiteres starkes Allergen und Sensibilisierungsmittel, deren Verwendung von mehreren Regierungsbehörden in Europa, Kanada und Japan eingeschränkt wurde.
“50 +% der bewerteten Produkte enthielten „Parfüm“
Parfüm
Parfüm ist bei der Analyse der mit Abstand am häufigsten verwendete Inhaltsstoff, der in mehr als der Hälfte der bewerteten Produkte vorkommt. Die Sorge um “Parfüm“ beruht auf der Tatsache, dass es sich nicht um eine einzelne Zutat handelt, sondern um eine Mischung unbekannter Chemikalien, die unter einem vagen Oberbegriff verborgen ist. „Parfüm“ kann eine beliebige Anzahl von mehr als 3.000 Zutaten umfassen, die alle vor der Öffentlichkeit verborgen bleiben. Aus diesem Grund schneiden Produkte mit „Parfüm“ in der Analyse schlechter ab. Es ist bekannt, dass einige Duftstoffmischungen Inhaltsstoffe enthalten, die mit Hormonstörungen in Verbindung stehen, insbesondere Phthalate, sowie Hautsensibilisatoren und Allergene.
Wir treten aus dem Chemie-Labyrinth hinaus!
Warum kann eine Verpackung die grün ist, auf der sich eine saftige Olive befindet, meinen Körper und den von vielen weiteren Schwarzen Frauen dort draußen, fundamental schädigen? Warum gibt es nur eine handvoll wirklich nachhaltiger, veganer und chemiefreier Produkte für afrodeutsche Frauen? Eine Alternative ist, all seine Pflegeprodukte selbst zu machen, wie einen Leave-In-Conditioner, doch das ist keine Lösung für alle Frauen. Immerhin arbeiten wir, manche haben Kinder, einen Alltag, ein Leben – Zeit ist rar. Ehrlich gestanden, bin ich sauer. Sauer darüber, auf wie vielen Ebenen Schwarze Frauen dem ausgegrenzt werden. Wir brauchen nachhaltige Produkte, die uns empowern, die uns gesund halten, die uns unterstützen, statt afrodeutsche Frauen sukzessiv zu schädigen. Wir von RosaMag starten eine Datenbank – eine Übersicht aller Produkte, in denen ihr nachvollziehen könnt- was ist in meiner täglichen Pflege genau enthalten. Wissen bedeutet Macht Rosellas und wir möchten gemeinsam mit euch aus diesem Chemie-Labyrinth herausfinden und uns gegenseitig unterstützen.
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