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    Schwarze Frauen und der Maskulinitätskult

    Schwarze Frauen und der Maskulinitätskult: Wir brauchen eigentlich ein Ende des Hustlertums!

    “Du siehst wie ein Mann aus. Also, wegen deiner Muskeln,” musste Isabella schon hören. “Ich werde oft mit Männern verglichen. Ein Wildfremder ging so weit, dass er mich mit einem berühmten Fußballspieler gleich stellte,” schrieb uns Marie. “Mannsweib,” war ein Titel, über den Liza aus München, beruflich sowie privat häufiger stolpern musste. Sie sind nicht die Einzigen. Florence Kasumba wird in den Kommentarspalten nach der ersten Tatort-Folge als Mann bezeichnet, Michelle Obama und die Williams Schwestern sowieso und bei der Läuferin Caster Semanya ging es soweit, dass das Schweizer Bundesgericht nun beschloss – trotz zweifachem Einspruch ihrerseits – dass Semanya nur noch an internationalen Laufwettbewerben teilnehmen kann, solange sie ihren Testosteronwert senkt. Schwarzen Frauen werden Eigenschaften zugeschrieben, die als männlich gelten. Was hat es mit diesem Maskulinitätskult auf sich?

    Schwarze Frauen und der Maskulinitätskult

    Du bist doch groß und stark!

    Eigentlich war es schon immer so. Lautete die Antwort von Liza, als ich sie fragte, ab wann sie mit einem Mann verglichen wurde. Auf dem Land in Bayern aufgewachsen, sollte Liza die gleiche Arbeit wie ihre Brüder erledigen. “Ich bin relativ groß. 1.80. Meine Mutter sagte mir immer, dass ich wie mein Vater aussehe. Meine Augen seien männlich und mein Körper auch. Ich musste Holzhacken, wie meine Brüder oder Erdsäcke mit 20 Liter Sand schleppen. Wenn ich nach dem Grund fragte, lautete die Antwort immer: Du bist doch groß und stark, das kannst du  abhaben!” Im Berufsleben ging es weiter, sie war danach in der Gastronomie und in Friseurbetrieben. Als sie dann mit einem Kollegen in der Mittagspause zusammensaß, der entspannt durch ein Magazin blätterte, Serena Williams Beine entdeckte und mit dem Satz kommentierte: “Die hat ja Schenkel wie ein Ochse! Das sind ja Fleischberge!” platzte Liza der Kragen. “Mir blieb mein Mittagessen im Hals stecken.” Sie machte ihm klar, dass Serena Williams eine Athletin ist und wie dehumanisierend seine Aussage sei.

    Frech, laut, herrschsüchtig – vermeintlich männlich halt

    Durch die globalen Medien und dem eurozentrischen Schönheitsstandard werden weiße Frauen als weicher, hübscher und sanfter dargestellt, während Schwarze Frauen sich mit Stereotypen wie Saphir herumschlagen müssen, das uns als frech, laut, herrschsüchtig und wütend darstellt, so Naa Oyo A. Kwate und Shatema Threadcraft in ihrer wissenschaftlichen Arbeit: “Perceiving the Black female body: Race and gender in police constructions of body weight.”

     

    Unter den RosaMag-Leser:innen haben wir nachgefragt, wie häufig sie sich maskulinen Zuschreibungen stellen müssen. Das Ergebnis zeigt, dass es lediglich für die Hälfte ein Thema ist. Ein Blick in die USA enttarnt, dass die berühmten Schwarzen Frauen, die medial männliche Vergleiche erhalten, wie Viola Davis, Michelle Obama oder Angela Bassett, um nur drei Beispiele zu nennen, die meist dark-skinned Frauen sind. Die Erlebnisse unterscheiden sich auch aufgrund von Colorism – Dabei werden Schwarze Menschen mit helleren Hautton favorisiert und Menschen mit dunklerer Haut diskriminiert. Die 37-jährige Liza ist überzeugt: “Unterm Strich hält sich nachwievor der Mythos, dass Schwarze Frauen wild sind, etwas kriegerisches und animalisches an sich haben.” Ähnlich argumentiert Renée Cherez auf Medium. Versklavte Schwarze Frauen waren oft nackt, was zu ihrer Entmenschlichung beitrug und ihnen jegliche Weiblichkeit nahm, während weiße Frauen von Kopf bis Fuß gekleidet waren, um sich ihres Adels und ihrer Weiblichkeit zu versichern. Also alles nur eine Frage unserer Historie und verstaubtes Schubladendenken, das unsere heutige Generation weiterhin verfolgt? Nicht nur. Wir halten solche Mythen teilweise aufrecht – aus vermeintlichen Empowerment.


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    Caster Semenya

    Schwarze Körper – ein Spielplatz für Sehnsüchte, Träume und Illusionen

    Aber vorher noch einmal zurück zur südafrikanischen Mittelstreckenläuferin Caster Semenya. Sie ist zweimalige Olympiasiegerin und hat eine Meisterschaft nach der anderen gewonnen. Da ihr Körper nicht wie der ihrer weißen Konkurrentinnen aussieht, wurde sie gezwungen einen Geschlechtstest zu machen. Jepp, du hast richtig gelesen. Sie musste in einem offiziellen Test beweisen, dass sie ein Frau ist. Nachdem sie diesen erfolgreich bestanden hat, fokussierte sich die Medienschlamschlacht auf einen anderen Punkt: Ihren Testosteronwert. Dieser Diskurs zieht sich inzwischen über ein Jahrzehnt und endet aktuell – Stand September 2020 zumindest, vermutlich geht es noch weiter – darin, dass Semenya vor internationalen Läufen Medikamente einnehmen muss, um ihren Wert zu senken.

     

    “Als Schwarze Frau wird man entweder übersexualisiert oder als etwas zu maskulin angesehen. Mich wundert es immer wieder, was für eine riesen Projektionsfläche unsere Körper und unsere Leben sind,” so unsere RosaMag-Kollegin Sandra, die noch einen Schritt weiter geht: “Mir fällt auf, wie sehr das die Selbstdefinition von Schwarzen Frauen erschwert. Gleichzeitig reagiert das Umfeld empört, verärgert und beratungsresistent, wenn wir uns selbst definieren. Weil wir dann als Spielplatz für Sehnsüchte, Träume, Illusionen und Barrieren nicht mehr verfügbar sind. Da stürzen dann Weltbilder ein.” Also, ist es nicht nur die lange kolonialistische und rassistische Historie, die Schwarze Frauen weiterverfolgt, sondern auch noch der Umstand, dass die Emanzipation von Stereotypen nicht gern gesehen wird?

    Schwarzen Frauen wird eine höhere Belastbarkeit und Stärke zugeschrieben – das ist kein Vorteil

    “Wenn ich an meine Erfahrungen aus den USA und der Karibik zurückdenke, waren Schwarze Frauen meist da. Sie haben die Verantwortung übernehmen müssen. Kinder erziehen, arbeiten, alles zusammenhalten, da waren Schwarze Männer einfach nicht im Bild,” so Liza. Worte wie „stark“ und „hart“ werden benutzt, um uns als Schwarze Frauen zu beschreiben. Die Journalistin Cherez ist überzeugt, dass sie uns mehr schaden, als das sie uns guttun. Besonders wenn wir an die Folgen dieses Stigmas denken, wie strukturellen medizinischen Rassismus – die Annahme, dass Schwarze Frauen robust seien, mehr aushalten und somit auch fehl medikamentiert werden. Aber wird diese Härte automatisch als ein männliches Attribut wahrgenommen?

    Schwarze Frauen und der Maskulinitätskult

    Was ist die Grind Culture? 

    Die Grind or Hustle-Kultur ist eine Kultur der rohen Leistung, in der immer längere Arbeitszeiten nicht nur die Norm sind, sondern der Maßstab für Erfolg.

    Die Überstärke von Schwarzen Frauen ist ein Bullshit- Bingo

    “Ich erlebe es aber auch noch auf einer anderen Ebene,” so unsere RosaMag-Redakteurin Monika. “Die Grinding Culture, die Schwarzen Frauen eine höhere Belastbarkeit und Stärke zuschreibt, findet bei weißen Frauen nicht statt. Sie werden eher mit dem Liliensyndrom versehen, als zerbrechlich, zart, schützenswert, eben als weiblich und „feminin“ markiert. Für uns bleibt dann die harte Arbeit übrig, die „maskulin“ markiert wird. Dass das alles komplettes Bullshit- Bingo ist, merken wir erst dann, wenn unsere Gebärmutter Myome hat, unser Kreuz bricht und wir körperlich, seelisch und geistig am Arsch sind.”

     

    Aber Liza gibt genau diese Sage Kraft. “Erst letztens habe ich den Spruch `You´re Black and Strong` auf Instagram entdeckt. Es ist auch so. Schwarze Frauen müssen so viel durchstehen. Manchmal denke ich, dass wir wirklich stärker sind.” Eine verzwickte Lage. Einerseits sagt Liza, dass die Stereotype und die maskulinen Attribute, die sie abbekommen muss, ihren Alltag erschweren, auf der anderen Seite, sieht sie die Vorteile: Sie wird ernst genommen, Diskurse sind schnell beendet, Leute legen sich nicht mit ihr an. Aktuelle Statistiken aus den USA zeigen auch: Schwarze Frauen sind die überzeugendsten Führungskräfte. Doch Monika aus unserem Team sieht das Black Superwoman Syndrom etwas kritisch: “Dadurch, dass uns Verletzlichkeit abgesprochen wird und wir das stolz für uns als „Black Superwoman“ claimen, bedienen wir dieses Bild, halten es aufrecht und am Leben. Das macht uns krank. Wir erzählen diese Geschichten, die unreflektiert bleiben, weil wir uns über die Identifikation mit ihnen toll, wertvoll, zugehörig und authentisch fühlen.”

    Grind Kultur

     Grind Kultur – Ein Plädoyer für eine Rest Revolution von Monika Odum.

    Verletzlichkeit vor Hustlertum

    Das der Körper von Athletinnen mehr diskutiert wird als von Athleten, ist fast schon ein Gesetzt. Bei Schwarzen Frauen kommen noch die alten kolonialistischen Bilder hinzu und diese sind eines: Dehumanisierend. Wenn weiße Menschen also Schwarze Frauen mit männlichen Attributen markieren oder mit Tieren vergleichen, sind sie einfach rassistische, kolonialistisch-denkende Arschlöcher. Punkt. Wir sollten unsere Energie gar nicht in diese Richtung investieren. Doch interessanter ist der Aspekt der “Stärke.” Es gibt Schwarzen Frauen nicht nur Kraft, sondern raubt sie uns auch. Es ist eine perfide Wechselwirkung. Solange wir lieber die Superwoman feiern, als diejenige die auch zur Therapie geht, müde, ausgebrannt und einfach fertig vom dreifach-vierfach-vielmehr-fach ackern ist, schneiden wir uns letztlich ins eigene Fleisch. Wir unterstreichen – oh ja, Schwarze Frauen sind extra stark, dabei sollte das Ziel sein, dass wir endlich auch durchschnittlich sein können. Wir müssen unsere Verletzlichkeit genauso feiern, wie unser Hustlertum.

    Ciani-Sophia Hoeder

    Ciani

    Ein Online-Lifestylemagazin für afrodeutsche Frauen schaffen. Genau das hat sich die 29-jährige Berlinerin in den Kopf gesetzt. Nun ist Cianis Traum wahr geworden. RosaMag informiert, inspiriert und empowert Schwarze Frauen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.

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